3.1 Ein Hinweis für Therapeuten

Die Neurosophie ist keine neue Form einer Psychotherapie und will es auch nicht sein oder werden. Sie sieht sich zum Psychologen wie der Schlosser zum Maschinenbauingenieur. Doch der Ingenieur nutzt zur Verwirklichung seiner Vorstellungen die handwerklichen Fähigkeiten der Schlosser. Ebenso besteht die Möglichkeit für Therapeuten, die Arbeitstechnik der Neurosophie Therapiezeit (und Geduld) sparend als einen möglichen Einstieg in z. B. Gesprächstherapien zu nutzen:

Das normale Vorgehen beginnt mit systematischen Fragen (sogenannten Erinnerungsgeneratoren) nach dem bisherigen Erleben, anfangs nur aus einigen wenigen letzten Jahren. Bei Bedarf kann der Zeitraum auch individuell festgelegt werden. Jedes erinnerte Erlebnis wird einzeln für sich mit nur schlagwortartig kurzen Bezeichnungen auf einem kleinformatigen Formular (ca. 1/3 DIN A4), Erlebniszettel genannt, schriftlich erfaßt. Es stehen die Grundbedürfnisse, die s. Zt. wahrgenommenen Gefühle, die Verhaltensart, die gezeigte Einstellung und Wirkung im Vordergrund der durch nur 7 bis maximal 9 Markierungen (nicht Eigenbeschreibungen!) erfolgenden Erfassung. Es sind, für Außenstehende bis zur erfolgten Einweisung verblüffend, keinerlei Möglichkeiten vorgesehen, vordergründige Motive (Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen) für gezeigtes eigenes und fremdes Verhalten überhaupt zu erfassen, geschweige denn auszuwerten. Allein aufgrund dieser Tatsache wird sehr viel Zeit gespart, einzelnen Patienten manchmal ein Therepieerfolg überhaupt erst ermöglicht. Die ausgefüllten Zettel können nun je nach Fragestellung immer wieder neu geordnet und ausgewertet, aber auch zur gezielten Generierung weiterer Erinnerungen personen-, bedürfnis- und/oder verhaltensbezogen eingesetzt werden. So wird das Gedächtnis enorm entlastet und es kann seine Möglichkeiten zur Selbstanalyse und Selbsterkenntnis deutlich effizienter und deshalb auch unvergleichlich schneller nutzen. Im neurosophischen System der Erfassung von Erleben ist es möglich, Gedankenketten der Erinnerung gezielt zu einem auch neu festzulegenden Thema zu generieren und auf Dauer in der sachlichen und zeitlichen Folge, zu dokumentieren, bei Bedarf und als Sondermaßnahme auch in den Abfolgen der gedanklichen Themensprünge.

Die gezielt nur auf die vorgenannten Themenbereiche ausgerichtete Selbstbefragung kann zum Beispiel in stationär durchgeführten Gesprächstherapien bei für diese Methode geeigneten Patienten die Zeit der Eingewöhnung in die einer Therapie angemessene Denkungsart gravierend senken. Die Individuen einer Therapiegruppe werden daneben deutlich weniger abhängig sein von der "Qualität" der Zusammensetzung, weil neutrale Anregungen und Erläuterungen vorliegen, welche die Gruppenarbeit befruchten können, aber nicht stören. Der gewohnte Therapieablauf wird durch die Nutzung der neurosophischen Arbeitstechnik nicht verändert. Er wird aber in den Erinnerungsphasen außerhalb der Therapiestunden und auch während deren individuellen Be- und Auswertungen stark beschleunigt, ohne zu "vergewaltigen", weil der Arbeitsfortschritt nach wie vor individuell von den Patienten selbst bestimmt wird. Innerhalb einzelner Tage ermitteln sie dennoch bereits jenes Grundbedürfnis, welches sie bislang jeweils zu den heftigsten Reaktionen veranlasst, welches am zweitstärksten wirkt usw.. Nun kann gezielt und therapeutisch angeleitet nach den tieferen Ursachen geforscht werden. Die Erlebniszettel werden auch dabei nach wie vor genutzt. Jederzeit mögliche und problemlos selber und auch situationsbedingt von Therapeuten zu veranlassende Zwischenauswertungen erbringen häufig entscheidende Fortschritte in der Selbsterkenntnis.

Den Patienten muß in vielen Fällen kein zusätzlicher Leidensdruck zugemutet werden, um sich selbst besonders stark schmerzenden Erinnerungen überhaupt annähern zu können. Statt einer blockierenden Angst vor dem gedanklichen Wiedererleben wird eine gesunde Neugier aus einem systembedingt etwas anderen Blickwinkel heraus gefördert. An diesem Punkt ist nicht selten eine Veränderung im Therapieablauf für die Therapeuten spürbar, ohne dass sie in ihrer Arbeit behindert werden. Die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge wird durch die Bereitstellung von systematisch strukturierter Planungstechnik gefördert, was normal für eine Therapie nicht üblich, aber im Arbeitsbuch ohnehin enthalten ist. Es besteht die Möglichkeit, fertig erstellte Planungen beliebiger Thematik, z. B. auch für konfliktbeladene Streitgespräche, mit den Patienten unter verhaltenstherapeutischen Gesichtspunkten durchzugehen und zu bearbeiten, in der Gruppe ebenso möglich wie im Einzelgespräch. In solch einer systembedingt ausgeprägt detailierten Form war dieses allerdings bislang höchstens in Ausnahmefällen möglich, kann hier aber sowohl zum Ende als auch jederzeit mitten in einer Therapie genutzt werden, falls erwünscht. Der therapeutische Wert vorausschauender bildhaft-plastischer Planung von Verhalten braucht Fachleuten nicht erläutert zu werden und kann durch individuell ausgerichtete Eingriffe noch erheblich gesteigert werden..

In das "für den Hausgebrauch" entwickelte ringbuchartige Arbeitsbuch können jederzeit, also auch während einer Therapie, ergänzende therapeutisch ausgerichtete Fragen (therapeutische Erinnerungsgeneratoren) eingefügt werden, die zu geringen Kosten und ausschliesslich nur für Therapeuten zur Abgabe an ihre Patienten zur Verfügung stehen.  Hier werden u. a. auch Fragen zur Kindheit und Lebenskatastrophen gestellt, die in der Normalausgabe des Arbeitsbuches bewußt und offen benannt ausgeklammert werden. Daneben gibt es in der therapeutischen Ergänzung des Arbeitsbuches eine Anleitung zum nicht abzusendenden "Wutbrief" samt Nachbereitung. Blankovordrucke für vom Therapeuten individuell zu stellende Fragen stehen ebenfalls zur Verfügung. Auf Wunsch kann auf spezielle Krankheits- oder Störungsformen durch eigens nach Ihren Wünschen zugeschnittene Zusätze eingegangen werden, wie zum Beispiel für Drogensucht, Eßstörungen, Katastrophen- oder Vergewaltigungsopfer, oder Eheprobleme, oder ...

Bitte nehmen Sie bei Interesse unverbindlichen Kontakt mit dem Autor auf.

Autor: Klaus Michael

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