4.9 Liebe und Liebeskummer

(Überarbeitete Fassung vom 14.12.2003)

Inhalt:

1. Einleitung
2. Definition der Liebe
3. Was wir von der Liebe erwarten
4. Warum wir oft immer wieder den gleichen Typ Partner suchen
5. Was die Liebe zerstört, aber auch jede andere Partnerschaft
     
6. Wie die Liebe belebt und gepflegt werden kann
7. Liebeskummer und Beziehungskrisen

1. Einleitung

Die Liebe ist eine der schönsten und wichtigsten Erfahrungen in unserem Leben, der Liebeskummer eine der uns am schlimmsten erschütternden. Bei der Klärung des Begriffs Liebe wollen wir uns auf die zwischen Lebenspartnern beschränken. Dabei ist es gleich, ob es sich um eine ein- oder zweigeschlechtliche Beziehung handelt. Begriffe wie z. B. Elternliebe, Tierliebe, Freundesliebe usw. sind somit von dieser Betrachtung ausgeschlossen. Auch wird der Begriff je nach Zusammenhang in einem passiv empfangenden (geliebt werden) und einem aktiv gebenden (jemanden lieben) Sinn verstanden. Hier soll vorrangig der zweite Sinninhalt behandelt werden, die Liebe zum Partner.    

Liebe! - Bei diesem Wort geraten nicht nur Poeten ins Schwärmen und Träumen, so stark und intensiv wird dieses Gefühl von uns erlebt. Insbesondere in der Zeit der ersten Verliebtheit ist dieses Gefühl  - mit Unterstützung einer besonderen Hormonausschüttung - eines des höchsten Glücks. Hier wollen wir sie zwar nicht in allen, aber doch in den wichtigsten Teilen ausleuchten, wollen sie rational erklären und deshalb zumindest kurzzeitig etwas entzaubern. Aber kann man die Liebe überhaupt erklären? Wenn wir die unterschiedlichsten Menschen auffordern, spontan einmal zu erklären, was Liebe sei, erhalten wir in der Regel eine Vielzahl von Beschreibungen verschiedenster Gefühle und Übereinstimmungen in Vorlieben, Wertschätzungen, im Denken und Fühlen usw. sowie diverser meist verklärender Eigenschaften des Partners, also Beschreibungen von vielfältigen Symptomen. Wenig erfahren wir aber zu ihren eigentlichen Ursachen. Doch gerade diese wollen wir uns hier einmal genauer ansehen; denn nur wer die Ursachen kennt, kann die Symptome verstehen.

2. Definition der Liebe

Liebe ist ein überaus positives Gefühl, der Liebeskummer bis hin zum Hass das gegenteilig negative. Bei genauer Betrachtung wird klar und deutlich, dass wir prinzipiell nur über zwei Gefühle verfügen, nämlich über ein positives und ein negatives, bezeichnet als die Grundgefühle Freude und Angst, die jeweils lediglich in Ihrer empfundenen Stärke verschieden sind. Also müssen wir das positive Gefühl der Liebe grundlegend als eines verstehen, welches unter dem Sammelbegriff Freude verstanden wird. Gefühle sind die Sprache des Unterbewußtseins an das Bewußtsein. Sie geben die Summe des bisher Erlebten und Bewerteten unter dem Gesichtspunkt der das Leben erhaltenden und das Leben entfaltenden Bedürfnisse wieder. Also beinhaltet das positive Gefühl der Liebe die Mitteilung, auf dem richtigen Weg der Lebenserhaltung und Lebensentfaltung und damit zur Erfüllung unserer Bedürfnisse zu sein.

Die Gefühlsstärke richtet sich nach der Summe der Erfahrungen in unserem Leben, die sich in desto grösserer Intensität äußern, je stärker uns bislang bestimmte Bedürfnisse unerfüllt blieben oder gar verletzt wurden. Je stärker wir die Liebe empfinden, desto idealer erwartet demnach das Unterbewußtsein Bedürfniserfüllung durch gerade diesen einen Menschen aufgrund der Erfahrungen des bisher Erlebten und unserer seinerzeit dabei getroffenen Bewertungen. Unsere gegenseitige Bedürfniserfüllung ist dabei das entscheidende Stichwort zum prinzipiellen Verständnis des Liebesglücks - aber auch des grossen Schmerzes im gegenteiligen Liebeskummer.

3. Was wir von der Liebe erwarten

Wenn wir prüfen, welche Bedürfnisse unser Unterbewusstsein wohl erwartet, in einer Liebespartnerschaft erfüllt zu bekommen, gelangen wir in den meisten Fällen zu einer eigentlich banalen Einsicht: Alle! Das bedeutet, dass wir ohne Einschränkung alle Energiepotentiale durch die Liebe geweckt bekommen! - Und genau deshalb kann uns dieses Gefühl nahezu überwältigen!

Liebe kann uns schlagartig regelrecht überfallen, sie kann aber auch über einen längeren Zeitraum langsam wachsen und reifen. Die Ursache liegt in der Wahrnehmung des Partners durch unser Unterbewußtsein. Sie besteht zuerst aus Äusserlichkeiten, wie Größe, Aussehen, Körpersprache, Ausstrahlung usw.. Der Forschung eröffnet sich noch ein weites Feld, wie das Unterbewusstsein innerhalb von Sekundenbruchteilen welche Beobachtungen daneben auch zur Beurteilung der Wesensart des Menschen und seinen dadurch zu erwartenden Reaktionen und Handlungen mit welchen Erfahrungen verbindet und daraufhin so schnell unsere derart starken Gefühle erzeugen kann. Wir wissen aus unserer Lebenserfahrung, dass das Unterbewusstsein wesentlich feiner, genauer und schneller beobachten kann, als unser Bewusstsein, das Wie ist uns dabei überwiegend noch verschlossen. Das langsame Wachsen einer Liebe ist uns dagegen durch das stetig sich erweiternde Kennenlernen viel leichter nachvollziehbar.

Untersuchen wir also die einzelnen Bedürfnisse, um die Liebe besser zu verstehen, indem wir uns an die Reihenfolge in der Tabelle der Grundbedürfnisse halten: Eine Partnerschaft einzugehen bedeutet grob erst einmal, dass sich zwei Menschen gegenseitig unterstützen (wollen). Dieses dient schon der Grundstufe unserer Bedürfnisse, der körperlichen Lebenserhaltung. - In jungen Lieben ist das gegenseitige Füttern übrigens besonders häufig zu beobachten. - Betrachten wir die 2. Stufe unserer Bedürfnisse, die soziale Lebenserhaltung, finden wir hier mit großer Wahrscheinlichkeit die Bedürfnisse mit unseren individuell am stärksten auf  uns wirkenden Energiepotentialen. Die Gewichtung unserer Bedürfnisse und somit ihrer daraus erkennbaren Verteilung unserer Energiepotentiale wird durch unser Erleben bestimmt. Demnach liebt jeder Mensch auch anders in seinen Bedürfnissen verteilt. Eine normal uns recht wichtige Erfüllung suchen wir im Körperkontakt, der für uns nicht nur die Zärtlichkeit ausdrückenden Begriffe Schmusen, Streicheln, Körperwärme, Ankuscheln u. ä. m. umfaßt, sondern in der Liebe besonders auch seine Steigerung zur Erotik und Sexualität. Hier wirken zusätzliche angeborene Kräfte, die wir kurz mit Lebenserhaltung durch Fortpflanzung umschreiben wollen. Diese Energien werden über die Ausschüttung von Glückshormonen gesteigert, welche eine enorme Intensität des Liebesgefühls in circa den ersten drei Monaten einer Liebe, der Stufe der besonderen Verliebtheit, bewirken. Danach fällt dieser Hormonspiegel zurück und wir können folglich auch ein Absinken der Gefühlintensität innerhalb der Liebesbeziehung beobachten. (Eine der Verliebtheit vergleichbare Intensität erfahren wir danach für einen jeweils deutlich kürzeren Zeitraum immer wieder im Liebesakt, welcher ebenfalls von einer starken, wenn auch etwas anders gelagerten Ausschüttung von Glückshormonen begleitet wird. Unerfahrene Menschen werden manchmal neben anderem auch mit aus diesem Grunde immer wieder einmal dazu verleitet, Sexualität mit Liebe zu verwechseln.)

Eine Partnerschaft ist die kleinste Form der Gruppe. Erst als Zugehöriger zu einer Gruppe fühlen sich die meisten Menschen wohl, Isolierung oder Einsamkeit kann für sie eine unerträgliche Belastung sein. Die in der Tabelle der wichtigsten Grundbedürfnisse beispielhaft für eine Gruppenzugehörigkeit aufgeführten Einzelbedürfnisse meinen hier vorrangig die passiven, also empfangenden Formen dieser Begriffe. Wir suchen und brauchen in aller Regel Zuwendung, Beachtung, Partnerschaft, Freundschaft und auch Liebe durch die Gruppe, zu der wir gehören wollen. Indem schon allein ein Partner sich uns zuwendet oder uns Beachtung schenkt, beginnt er, unser Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit zu erfüllen. Stärker wirkende Erfüllung erfahren wir unter den Begriffen Partnerschaft, Freundschaft und Liebe. Spüren wir die Liebe des Partners, erhöht sich unser Glücksgefühl und damit in Wechselwirkung auch unsere Liebe. Dieses gilt sinngemäss für alle Einzelbedürfnisse. Bleiben wir bei dem Begriff Liebe, kann also gebende Liebe die empfangende Liebe bei beiden Partnern gegenseitig hochschaukeln, wodurch die Lebenserfahrung erklärbar wird, dass sich manchmal einer der Partner erst nach dem Liebeswerben des anderen ebenfalls verliebt. Zum gegenseitigen Hochschaukeln trägt auch das gegenseitige Verstehen als Erfüllung eines weiteren Grundbedürfnisses bei. Dieser Austausch findet normal zuerst einmal in intensiven Gesprächen statt, in denen beide Partner Übereinstimmungen und so geistige und fühlende Nähe entdecken, Verständnis füreinander entwickeln. Schon in diesen - bezeichnenderweise besonders zu Beginn einer Liebesbeziehung sehr langen und intensiven Gesprächen drücken sich die Partner gegenseitig ihre Anerkennung (ein weiteres Grundbedürfnis wird erfüllt) aus, die in den Einzelbegriffen Achtung, Lob, Zustimmung, Beifall, Wertschätzung usw. beispielhaft in der Bedürfnistabelle umschrieben sind. Indem die Liebenden eine Vielzahl von Übereinstimmungen und gegenseitiger Bestätigungen erfahren, gleiten sie auch in die nächste Stufe innerhalb der Gruppe der sozialen Lebenserhaltung hinüber, nämlich in die Sicherheit. Diese wird zusätzlich dadurch gefördert, dass jeder der beiden Partner darauf bedacht ist, sich möglichst gut darzustellen , also den Partner auf gar keinen Fall zur verärgern oder gar in seinen Bedürfnissen zu verletzen. Außerdem lassen beide Partner dem anderen jede nur mögliche Unterstützung angedeihen, seine Talente zu zeigen und zu entfalten. So gewinnen beide in der Summe der Bedürfniserfüllungen die Krone, nämlich Lebensentfaltung per Selbstentfaltung in Ebenbürtigkeit: Jeder ist bemüht, dem Anderen Freude zu schenken, also ihm seine Bedürfnissse zu erfüllen, lässt dem Anderen tolerant seine Selbstbestimmung und Eigenständigkeit, achtet ihn als gleichwertig und ebenbürtig. Wer dieses alles zugleich von einem einzigen Partner zu empfangen spürt, fühlt sich glücklich verliebt. (Der Vollständigkeit halber: Im allerersten Wahrnehmen eines bestimmten Partners kann allein die - unbewusste - Erwartung  jener Erfüllungen eine erste Verliebtheit auslösen. Erfolgen nun im Umgang miteinander keinerlei Bestätigungen, lässt das Gefühl nach, Bestätigungen halten es am Leben, können es sogar steigern.)

4. Warum wir oft immer wieder den gleichen Typ Partner suchen

Oft ist zu beobachten, dass wir uns häufig zu solch Menschen besonders hingezogen fühlen, welche uns vertraute Ähnlichkeiten in den Kombinationen des Wesens, Charakters, Aussehens, Verhaltens und vielem mehr zu uns bereits bekannten Menschen zeigen. Alles was uns vertraut ist, gibt uns eine gewisse Sicherheit. Besonders vertraut sind uns naturgemäss meistens die Eltern, insbesondere der Elternteil, welcher uns in einem bestimmten Bedürfnis besonders verletzt hatte. Dorthin drängt unser Unterbewusstsein mit entsprechender Energie, die Erfüllung nachträglich doch noch zu erhalten, auch wenn das Vertraute sich bei entsprechendem Nachdenken und entsprechender Neubewetung letztlich als doch nicht so sehr positiv für uns darstellen sollte. Eltern sind ein besonders häufig anzutreffender Anteil von Partnern, welche uns nachhaltig in unseren Bedürfnissen verletzten. Schliesslich hatten sie dazu auch die größtmögliche Gelegenheit, weil der Kontakt zu Ihnen den Ursprung unseres Erlebens begleitete und am längsten und intensivsten andauerte. Es kann aber auch eine ganz andere Person gewesen sein, welche uns nachhaltig verletzte und die wir nun plötzlich in anderer Gestalt, aber mit starker Ähnlichkeit in bestimmten dazu wichtigen Wesensmerkmalen treffen. (Der Vollständigkeit halber: Es können in der neuen Person manchmal sogar Teile der Wesensmerkmale von 2 Personen unserer Vergangenheit vereint auftreten. Auch spielt das Geschlecht der früheren Partner keine Rolle.) Weitere Merkmale dieses aktuell neuen Partners können dagegen völlig anders gegenüber dem früheren Partner / Elternteil sein, werden gar nicht beachtet; denn das Unterbewußtsein reagiert offensichtlich nur auf die für uns wichtigen (besonders energiegeladenen) Anzeichen. Tritt uns dieser Mensch heute nun positiv gegenüber, besteht für das Unterbewusstsein die Aussicht, von genau der Kombination von Merkmalen und Eigenschaften jener früher erlebten Person nun endlich jene Bedürfniserfüllung zu erhalten, die uns früher einmal versagt wurde. Je mehr Übereinstimmungen das Unterwusstsein registriert und je nachhaltiger wir gerade hier früher verletzt wurden, desto größer ist die Aussicht, daß das Unterbewusstsein uns in seiner Sprache mitteilt: "Hier besteht die besonders gute Aussicht, von diesem Menschen endlich die Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, die zu seiner Zeit so besonders stark verletzt wurden!" Aufgrund der positiven Selbstdarstellung des Partners bekommen wir vom Unterbewusstsein besonders starke positive Gefühle - sie sind schließlich die Sprache des Unterbewusstseins an das Bewusstsein - übermittelt. Je stärker wir diese positiven Gefühle wahrnehmen, desto eher deuten wir sie als Liebe. Treffen aber zwei Verliebte zusammen, ist in der Anfangsphase jeder bemüht, den anderen ja nicht zu verletzen. Beide verstellen sich also mehr oder minder stark und täuschen sich damit gegenseitig, allerdings normalerweise ohne negative Absicht und ohne sich dessen bewusst zu sein.

Eine andere, und dem nicht widersprechende Auslegung ist, dass sich in der Verliebtheit der Einzelne seiner naturgegebenen Bestimmung gemäß verhält. Das geht so lange gut, bis die Partner die besonderen Rücksichten der ersten Verliebtheit nach und nach aufgeben und ihre anerzogenen negativen Verhaltensweisen ungefiltert hervortreten. Dann erlebt der jeweils andere Partner seine ursprünglichen Verletzungen in einer Neuauflage. Geht diese Partnerschaft z. B. aufgrund gerader dieser Verletzungen erneut schief, verstärkt sich die Energie, die nach Ausgleich sucht und wir drängen erneut zu dem Typ Mensch, der uns optimale Erfüllung verspricht, weil er doch weiterhin so rücksichtsvoll reagieren möge, wie derzeit gerade.

Wir alle sehnen uns unbewusst nach einer sinnvollen Partnerschaft, nach einem Partner, für den wir voll und ganz da sein können und der umgekehrt ebenfalls voll und ganz für uns da ist. Das ist jedoch nichts anderes als der Wunsch nach Erfüllung dem Sinn und der Bestimmung jeden Lebens!

Es ist demnach durchaus eine, aber in aller Regel nicht die alleinige Möglichkeit, in seinem Leben Erfüllung zu finden, indem man sich seinem Partner intensiv widmet. Wir erleben dieses erfahrungsgemäss in der ersten Verliebtheit, genießen dieses Füreinander-da-sein in euphorischer Stimmung und zerstören es anschließend durch unser egoistisches Verhalten, das uns in unserer Kultur von Kindesbeinen an mit und aufgrund von Methoden der Fremdbestimmung, letztlich der Unterdrückung, anerzogen wird. - - -

Unser Unterbewusstsein signalisiert uns demnach beim Zusammentreffen mit einem Menschen, der uns an eine leidvolle Vergangenheit erinnert, nun aber genau die damals schon erwünschten und eigentlich auch damals schon erforderlichen positiven Verhaltensweisen zeigt, dass wir endlich die seinerzeit schon erwünschte Erfüllung unserer Bedürfnisse erhalten können. Dann wäre das überschüssige Energiepotential abgebaut, wir kämen innerlich in Harmonie. Genau diese erleben wir in der Liebe! Und je deutlicher der Partner in seinem Wesen dem damals uns verletzt habenden Menschen entspricht und je vollkommener er anfangs das damals schon erforderliche Verhalten heute zeigt, desto mehr fühlen wir uns zu der Erfüllung dieser Bedürfnisse hingezogen, also zu immer der gleichen Art Partner. - - -

Zu einer Partnerschaft gehören immer zwei Personen. Beide müssen in ihren Merkmalen so füreinander geeignet sein, dass die früher erlebten Konflikte in einer für beide weitgehend ähnlichen Neuauflage geführt werden können. Weil aber beider Unterbewusstsein auf die gleiche einfache Art arbeitet, tritt die beiderseitige Verliebtheit auch nahezu nur dann ein, wenn sich die Partner in ihren Merkmalen so ergänzen, dass der alte Konflikt überhaupt möglich wird. - Hiermit ist indirekt auch ein Hinweis gegeben, weshalb manchmal nur einseitige Verliebtheit ohne Erwiederung möglich ist: Es findet nur ein Partner die für ihn wichtigen Wesensmerkmale, der andere Partner hat aber seinen eigenen energetischen Schwerpunkt aufgrund weiterer Verletzungen auf einem hierzu nicht passenden anderen Bereich. So viel zur unter negativen Vorzeichen eingeleiteten Liebesbeziehung.

Selbstverständlich kann es aber auch zur Liebe unter positiven Voraussetzungen kommen. Damit ist gemeint, dass es selbstverständlich auch hier "nur" um gegenseitige Bedürfniserfüllung geht, diese aber aufgrund tatsächlicher Wesensstärken der Partner einander erfüllt werden. Hier ist nicht der Konflikt, die gegenseitige Unterdrückung vorherrschend, sondern das freudige Geben entsprechend der Bestimmung unseres Lebens. Auch diese Wesensart kann das Unterbewusstsein durchaus registrieren und uns über entsprechende Gefühle mitteilen. Doch gibt es in unserer überwiegend auf gegenseitige Fremdbestimmung und somit Unterdrückung eingestellten Gesellschaft nur recht selten Menschen dieser eigentlich überlebenswichtigen Wesensart. Wer sie einmal gefunden hat, wird diese Art der Partnerschaft besonders intensiv suchen und aus genanntem Grunde nur selten finden. So verstehen wir plötzlich, weshalb gerade Partner aus langjährig glücklichen Beziehungen z. B. nach einem Todesfall eine stark verringerte Chance besitzen, dieses Glück erneut zu finden. Allerdings ist die Hoffnung nicht ganz abzuschreiben, denn das Unterbewusstsein hat ja im Gegensatz zu vielen anderen Menschen nun die richtigen Sensoren zur Verfügung. Außerdem kann man die Chance, den richtigen Partner zu finden, mit ein wenig Überlegung deutlich erhöhen, wie später noch dargestellt wird.

5. Was die Liebe zerstört, aber auch jede andere Partnerschaft

Sobald wir wissen, was der Mensch unbewusst von der Liebe erwartet, können wir unschwer die Ursachen erkennen, welche die Liebe, aber generell auch jede andere Art Partnerschaft bedrohen können. Dazu verfolgen wir den vorherigen Weg zurück:

Selbstbestimmung in Ebenbürtigkeit können heutzutage nur wenige Menschen den anderen schenken bzw. lassen. Wir alle sind doch mehr oder weniger dazu erzogen worden, uns möglichst auf jedem Wege und in den meisten Situation über unsere Mitmenschen zu erheben, sie folglich herabzusetzen, also die Bedürfniserfüllung unserer Partner und damit sie selbst zu unterdrücken. Wenn wir uns durchsetzen, stärker, angesehener, reicher, moderner sein oder Andere führen, ihnen etwas vorschreiben wollen, so sind diese Begriffe verharmlosende Umschreibungen für Fremdbestimmung, für Unterdrückungsversuche.

In der Liebesbeziehung setzt sich unser bislang gewohntes und erlerntes Verhalten lediglich fort. Schliesslich haben wir es ja nicht grundsätzlich verändert, sondern nur gegenüber dem einen Partner und, wie vorstehend bereits genau betrachtet, auch diesem gegenüber nur kurzzeitig während des Kennenlernens und der ersten Verliebtheit: Im Grunde täuschten wir den Anderen schon allein dadurch unbewusst, dass wir uns viel zugänglicher, zuwendender und verständnisvoller zeigten, als wir gemeinhin sind. Recht bald aber gewöhnen wir uns an den Anderen, gewinnen durch die schönen Erfahrungen mit ihm die unbewusste Sicherheit, dass er uns unsere Bedürfnisse wohl auch weiterhin erfüllen wird. So schleichen sich langsam und dann immer schneller die alten Verhaltensmuster, die wir in der "feindlichen" Umwelt gelernt, erprobt und als "richtig" in das Unterwusstsein übernommen haben, sogar in die Liebesbeziehung ein. Auch hier wird einer der Partner schließlich recht bald die machtpolitische Führung (Bevormundung, Unterdrückung) übernehmen und der andere wird dieses ebenfalls unbewusst erst einmal akzeptieren. - Es ist es ja aus der "feindlichen" Umwelt nicht anders gewohnt und dann ist es für das Unterbewusstsein zuerst einmal "richtig".

"Richtig", weil seinerzeit überlebt, sind für das Unterbewußtsein auch früher erlebten Stellungen von uns wichtigen Partnern zueinander. Hier sind besonders die der normal als besonders eindrucksvoll erlebten Eltern gemeint. Sie haben einen tiefen Eindruck, eine  anhaltend starke Prägung hinterlassen, die wir zumindest in Teilen unbewußt nachahmen. Wie sie zueinander standen, wie sie miteinander umgingen, das ist für das eigene Unterbewußtsein  zuerst einmal selbst dann "richtig", wenn wir bei bewußtem Nachdenken deren Verhalten durchaus als fehlerhaft erkennen.Und doch drängt uns unser Unterbewußtsein vorerst mit unbewußten Reaktionen dahin, jene "richtige" Grundsituation für uns selber nun ebenfalls herzustellen und danach uns entsprechend zu verhalten. Deshalb drängen wir unseren Partner häufig immer dann unbewußt zu einem bestimmten Verhalten und einer bestimmten Einstellung, wenn er jene Grundsituation noch nicht ausreichend erfüllt. Auch dieses Drängen ist eine Form der Fremdbestimmung.

Irgendwann beginnt sich der fremdbestimmte Partner - wie im sonstigen Leben auch - über den bevormundenden Partner zu ärgern. Damit verliert er gegenüber dem Partner ein erstes Stück an Sicherheit. Um diese und die Ebenbürtigkeit zurück zu erlangen, hat jeder von uns in der machtpolitisch auf Fremdbestimmung, auf Unterdrückung ausgerichteten Welt gelernt, dass er dafür zu kämpfen hat. Kampf aber bedeutet eigene Stärke mit dem Ziel einzusetzen, dem Anderen die eigene Überlegenheit zu zeigen, ist also ein Unterdrückungsversuch! Kampf ist immer auch ein Zerstörungsversuch! Statt über situative und deshalb zwischen den Partnern je nach Stärken stetig wechselnde Führung oder den gut durchdachten und vorsätzlich verursachten Ausgleich der Bedürfnisse die gegenseitige Selbstbestimmung in Ebenbürtigkeit zu fördern, streben wir die Macht über den Partner an, verletzen damit auch sein Bedürfnis nach Sicherheit, verstoßen gegen das Bedürfnis nach Anerkennung, gegenseitigem Verstehen und Gruppenzugehörigkeit usw.. Verletzungen werden oft durch einen Gegenangriff beantwortet, was eine jede Partnerschaft zerstörende Spirale in Gang setzt. Mit evtl. nur einem einzigen Angriff, normalerweise jedoch durch die Vielzahl der stetig widerkehrenden kleinen oder größeren Angriffe gegen den Partner, zerstören wir das gesamte so mühsam aufgebaute Geflecht gegenseitiger Bedürfniserfüllung zu unserem eigenen Schaden! - - -

Entscheidend ist und bleibt die grundsätzlich positive Einstellung zum Partner. Ändern wir sie in eine negative, zerstören wir die Partnerschaft, egal was der Partner ab diesem Zeitpunkt unternimmt! Sobald wir versuchen, uns über den Partner zu stellen, ihn zu verletzen, zu demütigen, in wie auch immer gearteteter Art und Weise zu bestimmen, zu unterdrücken, statt ihn in seiner Entfaltung zu fördern, beginnen wir jede Partnerschaft zu zerstören, ausnahmslos! - Wir alle sind in dieser Gesellschaft zum Kampf erzogen, welcher aber von seinem Wesen her in jedem Falle zerstörerisch angelegt ist. Wir können unsere zerstörerischen Gewohnheiten nur auf einem einzigen Wege ändern, indem wir nämlich nachdenken, unsere Handlungen und die unserer Partner neu bewerten und dann unsere Einstellung samt Handlungsweisen in solche den Partner fördernde ändern! -

Mit dieser wiederum eigentlich recht banalen Einsicht dürfte uns bewusst werden, wie viele Fehlerpunkte wir im Umgang mit unserem Liebespartner - und auch mit allen anderen Partnern - inzwischen gesammelt haben! Und noch eines sollte hier deutlich hervortreten: Wir denken hier über die gegenseitige Erfüllung von Bedürfnissen nach. Es geht es also nicht nur um die Erfüllung unserer Bedürfnisse, sondern ganz entscheidend um den eigenen Einsatz bei der Erfüllung der Bedürfnisse unseres Partners! Es geht um das rückhaltlose Füreinander-da-sein und damit lebe ich die Bestimmung meines Lebens. Davon die Folge ist die Erfüllung meiner Bedürfnisse durch den Partner. Beachten wir die Reihenfolge! - - -

Wenn aber überwiegend nur einer der beiden Partner gibt, der andere nur empfängt und selber nichts oder viel zu wenig im Verhältnis dazu gibt, dann wird die Liebe auf Dauer zerstört. Dabei sei betont, dass es hier nicht um das gegenseitige exakte Aufrechnen geht. Dieses sollte auch niemals in einem Streit angewandt werden. Vielmehr gibt es vielfältige Möglichkeiten, den Partner auf liebevolle Art mitzuteilen, was man im Einzelfall nicht mag. Es ist von großem Vorteil, weil konstruktiv aufbauend, danach alternativ sofort die positive Variante anzufügen, nämlich darzulegen, worüber man sich freuen würde. So gibt man dem Partner die Chance, sein eingeschliffenes, aber mir unangenehmes Verhalten zu überdenken und durch ein neues besseres zu ersetzen. Dabei wissen wir: Eine Verhaltensänderung kommt nicht von allein, sondern wir erreichen sie nur auf einem einzigen Weg: Wir müssen über das bisherige Verhalten nachdenken und uns ein neues, besseres möglichst bildhaft ausdenken und wiederholt anwenden! Damit kommen wir zum vielleicht wichtigsten Kapitel dieser Ausführungen:.


6. Wie die Liebe belebt und gepflegt werden kann

Wer mit wachen Sinnen Erfahrungen von glücklichen Hochzeitsjubilaren liest, wird immer wieder auf eine Übereinstimmung stossen: Als einen wichtigen Grund für den Erfolg ihrer jahrzentelangen Liebe nennen sie die gegenseitige Wertschätzung und Achtung. - - -

Wir sind heutzutage oft so sehr in unseren auf gegenseitiger Unterdrückung aufbauenden und in geldgeiler Selbstsucht verharrenden Einstellungen verhaftet, dass wir häufig kaum mehr in der Lage sind, dieses Denken zugunsten freudig gebender gegenseitiger Bedürfniserfüllung in Anerkennung und Ebenbürtigkeit zu verlassen. Deshalb hier einige erläuternde und anregende Bemerkungen:

Auch im Ärger haben sich die genannten Jubilare möglichst nicht gegenseitig verletzt, sondern wahrten stets die Ebenbürtigkeit. Häufig liest man, dass sie jeden Streit bis zum Einschlafen bereinigten, sich bis zum Einschlafen vertrugen. Das heisst, dass sie stets die Ebenbürtigkeit wahrten, also nicht zerstörerisch kämpfend, sondern konstruktiv aufbauend stritten. Sie trugen ihre Probleme sachlich und auf Ausgleich der Bedürfnissse bedacht aus, konstruktiv eine Lösung aufbauend. Vorwürfe, Negativwertungen, Herabsetzungen, Demütigungen, Maßregelungen, Schuldzuweisungen, Verhöhnungen des Partners, kurzum alle ihn verletzenden Äusserungen gehören nicht in eine Partnerschaft, auch und ganz besonders nicht in einen Streit! Damit wird deutlich, daß die eigene Einstellung zum Partner die Partnerschaft entweder ermorden oder pflegend am Leben erhalten kann. Jeder sollte sich deshalb klip und klar fragen: Will ich meinen Partner als Freund oder als Feind sehen? Will ich seine Bedürfnisse verletzend an ihm herummäkeln, ihn kritisieren, bevormunden, beherrschen oder gar unterdrücken, werde ich zwangsläufig einen Feind als Partner erhalten, weil ich ihm ab einer bestimmten Grenze gar keine andere Möglichkeit mehr lasse, als sich gegen meine Verletzungen seiner Bedürfnisse durch Gegenangriffe zu wehren und mich demnach ebenfalls zu verletzen. Die dann folgende Spirale braucht man nicht näher zu erläutern, sie wird zum tödlichen Strudel. - Will ich aber meinen Partner als Freund sehen, bringe ich ihm auch im Streit Wohlwollen und Achtung entgegen. Ich bin deshalb stets darauf bedacht, ihn möglichst nicht zu verletzen, bei widerstreitenden Bedürfnissen einen Ausgleich zu suchen und mich darüber zu freuen, ihm liebevoll möglichst viele Bedürfnisse zu erfüllen. - Liegt nicht gerade auch darin ein besonderer Zauber der Liebe? -

Erkennen Sie die Parallelen zum ersten Verliebtsein und zur Bestimmung jeden Lebens? Sehen Sie den Weg zu neuer Liebe und erfüllter Partnerschaft? Er muss aber von beiden Partnern gegangen werden. Sobald einer der Partner in einer feindlichen Einstellung verharrt, zwingt er den anderen über kurz oder lang in die gleiche Position mit der daraufhin unausweichlich folgenden Zerstörung der Partnerschaft. Wer die eigene Liebe neu beleben und pflegen will, muss also gegebenenfalls von der zerstörerischen Kampfsituation in eine aufbauende Streitkultur zurückfinden und zudem die Liebe regelrecht pflegen, beiderseitig. Dabei kann  sich in einer Beziehung die - gemeinsame - Erinnerung an die Art des Umgangangs miteinander in der Phase der Verliebtheit als sehr hilfreich erweisen.

Weil uns das Leben besonders in den Städten aus Menschen zu Kämpfern erzogen hat, können viele von uns gar nicht mehr konstruktiv um den Ausgleich von Interessen streiten und damit letztlich immer widerstreitender Bedürfnisse ausgleichen. Sondern sie streiten barbarisch verletzend und (selbst)zerstörend um Sieg oder Niederlage, Überlegenheit oder Unterwerfung. Wer nichts anderes bislang gelernt hat, kümmere sich um die recht einfachen Regeln einer ritualisierte Form des kostruktiven Streitens. Das (in Arbeit befindliche) Arbeitsbuch der Neurosophie enthält eine entsprechende und schon lange erprobte Anleitung.

Ein weiterer wichtiger Punkt für eine erfüllte Partnerschaft ist die Pflege der Liebe. Zum Wie brauche ich mich eigentlich nur daran zu erinnern, wie wir uns in der Zeit der ersten Verliebtheit dem Partner gegenüber verhalten haben. All unser Sinnen und Trachten war darauf ausgerichtet, dem Partner zu gefallen und ihm Freude zu bereiten, für ihn da zu sein! Wieviel Phantasie verwendeten wir darauf, immer wieder Neues zu versuchen. Was haben wir nicht alles ausprobiert, um das herauszufinden, was dem Partner am meisten gefällt. Gerade ältere Paare haben es oft verlernt - manche nie gewagt - über ihre bislang geheimen und den Partner nicht verletzenden Wünsche zu sprechen, sie dem Partner einfach einmal mitzuteilen, ohne sie gleich einzufordern. Sprechen Sie doch einfach mal (wieder) mit Ihrem Partner über Ihre und seine Wünsche und Phantasien. (Dieses gilt nicht nur, sondern auch für die Erotik und Sexualität.) Zumindest erweist sich solch ein Gespräch meistens als anregend. - Es ist überhaupt nicht zu verstehen, dass in so vielen Beziehungen die vorsätzlichen gegenseitigen Wunscherfüllungen allgemein und auch die der Erotik und der Sexualität so sehr verkümmern konnten, obwohl sie naturgegeben jedem Menschen so viel Spaß, Freude und Erfüllung schenken. Dabei kommt es weder allgemein noch in der Sexualitiät auf  Leistung oder die eigene Befriedigung an, sondern auf die eigene Einstellung zum Partner. Wer sich darauf konzentriert, dem Partner (statt sich selber) das Schönste zu schenken (statt einzufordern), wird auch für sich selber Überraschungen erleben. - Immer wieder wird so übrigens auch mal Impotenz - auch durch die Partnerin  - "geheilt". Welche ungeahnten Wirkungen das Lebensgesetz über die Bestimmung jeden Lebens doch hat!

Von manchen Beziehungen hört man den Satz: Wir haben uns auseinander gelebt. Geht man dieser Aussage auf den Grund, stechen vorrangig zwei Ursachen immer wieder hervor, nämlich das Fehlen gemeinsamer Interessen/Liebhabereien und eine gegenseitige Sprachlosigkeit.

Solche Paare haben sich vielleicht sogar einmal im Sportverein oder am gemeinsamen Arbeitsplatz kennen gelernt. Hier waren übereinstimmende Interessen vorhanden, man verstand sich aufgrund gleichartiger Sichtweisen und vergleichbaren Erlebens. Darüber tauschten sich beide immer wieder einverständlich aus. Sobald Kinder kamen, verändert sich die Partnerschaft gravierend: Meistens ist es die Mutter, die nun verstärkt gefordert ist (dem Vater würde es ebenso ergehen). Der Nachwuchs verlangt besonders in den ersten Jahren besonders viel an Zeit und Aufmerksamkeit. Beruf, Hobbies, insbesondere zeitaufwendige Vereinstätigkeiten werden aufgegeben. Der andere Partner ist gerade in diesem Alter zudem stark damit beschäftigt, die berufliche Karriere aufzubauen. In diese Zeit fällt dann auch bei ihm häufig die Aufgabe von zeitaufwendigen Hobbies. Die Kinder kosten schließlich enorm viel Geld, eventuell ist inzwischen zudem das Einkommen der Frau entfallen. In diesem recht stressigen Lebensabschnitt merken die Partner häufig gar nicht, dass sie sich immer weniger mit anderen Gemeinsamkeiten beschäftigen, als mit denen der Kindererziehung und der Kariere, des Gelderwerbs. So kann hier ruhig einmal ein Klischee bedient werden: Der schweigend nebeneinander verbrachte Fernsehabend (ich bin ja so fertig, ich will jetzt nur noch meine Ruhe), Er geht vielleicht am Sonntag allein auf den Fußballplatz, Sie möglicherweise an einem Abend zum Joga, all dieses kennzeichnet eine Partnerschaft, die eigentlich nur noch eine Versorgungsgemeinschaft von Singles darstellt, die sich eine Wohnung teilen und die, gesellschaftlich anerkannt, (hoffentlich) ab und an mal wenigstens Sex miteinander haben. Sollte dieses Leben beiden Partnern genügen, ist es für Dritte nicht gestattet, darüber zu urteilen. Sobald aber wenigstes einem Partner noch an einem gegenseitigen Miteinander liegt, ist die fällige Krise in solch einer Beziehung nur eine Frage der Zeit. Gemeinsamkeiten im Erleben und der Bewertung machen eine Gruppe aus. Die Partnerschaft ist die kleinste mögliche Gruppe und erfüllt gerade bei glücklichem Verlauf das Grundbedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit in idealer Weise. Wer aus dem Wir ein Ich werden lässt, nimmt nicht nur dem Partner, sondern auch sich selber einen wichtigen Teil der persönlichen Lebensentfaltung.

Zur aktiv tätigen Pflege einer Partnerschaft gehören gemeinsam als Paar genossene Erlebnisse, gemeinsames Handeln, z. B. bei Sport, Spiel, Kunst, Besuchen, Wanderungen, Vereinstätigkeit, Gartenarbeit und anderen Hobbies, dem Gemeinwohl dienende Tätigkeiten und was es noch für gemeinsame Interessen geben mag, alles stets als Paar gemeinsam ausgeübt zu verstehen. Ideal sind gemeinsam ausgeübte Liebhabereien, die genau jenes Grundbedürfnis besonders erfüllen, das jeweils persönlich mit einer besonderen Energieladung versehen ist. Wer danach gezielt sucht, wird zu seiner eigenen Überraschung häufig auf Dinge kommen, die mit den klischeehaften vorgenannten Beispielen nur wenig zu tun haben, oder aber nun schlagartig erkennen, warum ein bestimmtes Hobby (vielleicht ist es sogar der Beruf?) so viel Spaß bringt. Gleiche Interessen pflegen, gemeinsam Erfolge erzielen, gemeinsam genießen und sich freuen, eben leben und sich darüber austauschen können, das ist ein wichtiger Bestandteil jenes Kittes, der eine Partnerschaft zusammenhält.

Unter dem Blickwinkel der gegenseitigen Bedürfniserfüllung ist ein ebenfalls weit verbreitetes Verhalten, das sich in viel zu viele Partnerschaften einschleicht, dass die Partner aufgehört haben, miteinander zu reden. Nicht umsonst zählt das Verstehen und Verstandenwerden zu einem unserer wenigen Grundbedürfnisse. Als die beiden sich kennenlernten, wurde stundenlang miteinander geredet, sich ausgetauscht. Alles war neu und für den Anderen von Interesse. Verständlich, dass sich die Möglichkeiten im Laufe der Zeit erschöpfen, neue Dinge aus der eigenen Vergangenheit zu berichten. So verringert sich zwangsläufig der Anteil der Vergangenheitsberichte in den Gesprächen. Doch es bleibt der Anteil des tagtäglichen Erlebens. Das aber ist doch der eigentlich interessante Teil des Lebens, das hier und heute und nicht in der Vergangenheit gelebt wird. Wenn in einer Partnerschaft darüber kein oder nahezu kein Gespräch stattfindet, dann bedeutet dieses, dass der Austausch für mindestens einen der Partner nicht interessant ist. - Dieser Partner hat kein Interesse mehr am Wohlergehen des Partners, nur noch an seinem eigenen! Hier steht nicht mehr das gegenseitig liebevolle Fördern im Mittelpunkt der Partnerschaft, sondern nur noch das eigene Nehmen, eben nur Eigeninteresse. - Dieses deutliche Anzeichen für einen Wechsel in der beiderseitigen Einstellung zum Partner kann viele Ursachen haben, von denen hier einmal nur einzelne, also längst nicht alle, angesprochen werden sollen. Ansonsten sind sie durch einen genau beobachtenden Vergleich der Gesprächsinhalte der frühen Vergangenheit mit denen heute selber herauszufinden:

In den meisten Partnerschaften gibt es Tabubereiche. Damit sind Themen gemeint, die auf keinen Fall angesprochen werden sollen, weil sich damit meistens schwere Verletzungen und /oder ungelöste Probleme verbinden. Eine Untreue könnte ein passendes Beispiel sein. In der Vergangenheit erlebte oder zugefügte Verletzungen kann niemand mehr ungeschehen werden lassen. Hier ist das schmerzvolle, aber auch gegenseitig entlastende Aussprechen erforderlich. Der verletzte Partner muss seinen Schmerz schildern können und sich damit von einem Teil der Energieladung befreien können. Der andere Partner soll den Schmerz mitempfinden können, dieses auch aussprechen und sich für die in Zukunft vielleicht auftretenden ähnlich gelagerten Situationen ein neues besseres, also die Partnerschaft förderndes Verhalten vornehmen. Danach kommt das für eine gute Partnerschaft kennzeichnende Verzeihen als Abschluß. Wer anschließend den vergangenen Vorfall nun doch immer wieder dem Partner vorwirft (dieser hat nicht die geringste Chance es rückgängig zu machen!) hat nicht "nur" nicht verziehen, sondern versucht offenkundig, den Partner zu demütigen, ihn zu unterdrücken, verletzt damit die Ebenbürtigkeit. So wird ungewollt eine auf Feindschaft ausgerichtete Einstellung des betreffenden Partners deutlich, welche wie oben gesehen, die Partnerschaft auf Dauer zerstören wird! 

In nicht wenigen Partnerschaften werden ungelöste Probleme, die prinzipiell lösbar wären, einfach nicht angegangen, stetig totgeschwiegen. Sie können jahrelang mitgeschleppt werden, belasten die Partnerschaft unterschwellig, bis sie in manchen Fällen dann plötzlich und unerwartet und nicht selten dann mit großer Wucht aus ihrem Versteck herausbrechen. Problemlösungen sind immer Bedürfniserfüllungen. Wer sich nicht einmal mehr die Mühe geben will, mit dem Partner wenigstens darüber zu sprechen, sich gegenseitig nach Möglichkeit die Bedürfnisse zu erfüllen, hat der Partnerschaft in seiner Einstellung den Rücken gekehrt. Auch hier ist genau auf die Formulierung und den verbundenen Sinn zu achten: Es soll das Problem nicht dadurch gelöst gelöst werden, dass ich für mich das Optimum heraushole, mich durchsetze/den Partner unterdrücke, sondern ich suche eine Lösung, die vorrangig dem Partner möglichst viel an Erfüllung gibt, ohne dass ich für mich unerträglich viel gebe. Verhält sich der Partner ebenso, kommt ein gut ausbalanciertes Ergebnis heraus, das beiden Partnern gegenseitig eine möglichst optimale Lebensentfaltung ermöglicht. Der Urlaub am Meer oder in den Bergen wäre dazu ein Beispiel. Lösungsmöglichkeiten wären die Suche nach Gegenden mit bis ans Meer reichender Bergwelt, oder der abwechselnde Urlaub mal in den Bergen, mal am Meer. Bei ungelösten Problemen geht es also nicht darum, alles und jedes zu zerreden, oder gar den Partner bei jeder nur bietenden Gelegenheit zu kritisieren. Das leidige Nörgeln eines Partners zerstört aufgrund der auf Gegnerschaft ausgerichteten Einstellung ebenfalls jede Partnerschaft. Partnerschaft ist gegenseitige Förderung, alles Gegenteilige zerstört sie.

Es gibt Probleme, die sind nicht lösbar, auch wenn sie noch so stören. In manchen Partnerschaften wird jahrelang immer wieder um das gleiche selber klar als unlösbar erkannte Problem gestritten. Wer dieses immer wieder auf den Tisch legt, will offenbar den Partner angreifen (warum wohl?), demaskiert seine feindselige Einstellung zu ihm. Wer solche Sorgen hat, der kann sich ebenfalls nur mit dem Partner aussprechen, statt sie, sich kontinuierlich ärgernd, totzuschweigen. Hier lautet das Ergebnis zwangsläufig: Wir können das Problem trotz allen guten Willens nicht lösen. Legen wir es deshalb beiseite und kümmern uns zukünftig um die gegenseitig liebevolle Bedürfniserfüllung auf den sonstigen uns zur Verfügung stehenden Feldern unseres Lebens. Auch ein unlösbares Problem stellt eine unerfüllte Bedürfniserfüllung dar. Solches kann aber auch auf andere Art und Weise, auch, aber nicht nur, vom Partner erfüllt werden. Sich über gemeinsam über Alternativen der Erfüllung dieses Grundbedürfnisses Gedanken zu machen, fördert die Partnerschaft.

Manchmal erklärt einer der Partner, dass er ein bestimmtes Thema nicht mehr hören könne, weil es ihn langweile. Hier kann es sich um eine tatsächlich übertriebene Wiederholung einer immer gleichen Begebenheit handeln. So wird sich der Eine vornehmen, zukünftig damit zurückhaltender zu sein und der Andere wird über die vielleicht dennoch zu beobachtenden Ausrutscher zukünftig wohlwollend hinweggehen. Doch wenn als Thema ein bestimmtes dem anderen Partner wichtiges Interessengebiet gemeint ist, welches langweilt, dann heißt das hier nichts anderes, als dass kein Interesse mehr daran besteht zu erfahren, was dem Partner wertvoll und wichtig ist. Dahinter steht offenbar eine den Partner ausgrenzende Einstellung. Hier wurde der Partner innerlich verlassen. Auf Dauer wird das Verlassensein wahrscheinlich auch in der Praxis zu erfahren sein, wenn sich diese Einstellung nicht ändert. Es sollte nie vergessen werden, dass gerade die Gemeinsamkeit in der Lebensbewältigung die Grundlage der Partnerschaft ist, die deshalb immer eine gegenseitig fördernde von Beginn an war und heute wie in Zukunft sein muss, um bestehen zu können. Daran können und müssen beide Partner nach Kräften arbeiten.

Eine andere Form der Ausgrenzung eines Partners ist das Schweigen. Dabei gibt es Menschen, die aus ihrem Wesen heraus nur wenig von sich aus reden. Diese brauchen häufig einen Anstoß, eine Frage, um sich mitteilen zu können. Aber auch das Fragen ist eine wichtige Form des gegenseitigen Gedankenaustausches. Wer allerdings daraufhin nur einsilbige Antworten erhält, empfängt ein weiteres Warnsignal, das eine negative Einstellung signalisieren kann, aber nicht in jedem Einzelfall zeigen muß. Wenn sich aber ein Partner nicht mehr mitteilen will, wird von ihm auf Dauer die Partnerschaft mit Sicherheit zerstört.  

In manchen Partnerschaften wird viel gelogen. Auch das ist eine Form der Kommunikation und weist oft auf Feindseligkeiten innerhalb der Partnerschaft, zumindest aber auf Störungen darin hin. Warum ist es für den betreffenden Partner notwendig, zu lügen? Welche innere Not aufgrund welchen unerfüllten Bedürfnisses ist hier zu wenden? Warum erfüllt ihm der allen anderen Menschen am nächsten stehende Partner das Bedürfnis nicht?  Welches meistens angreifende Verhalten zeigte der andere Partner, so dass der erste sich aus dieser Not nur dadurch meint retten zu können, dass er vorsätzlich einen falschen Sachverhalt schildert? Die Fragen zeigen, dass es nicht reicht, einen lügenden Partner mal eben als Feigling herabzusetzen; hier sind verwobene Beziehungen zu suchen und zu untersuchen. Danach erst ist die gegenseitig fördernde und dadurch beglückende Bedürfniserfüllung möglich.

Von Konfuzius soll der Ausspruch stammen: Wenn Du nicht mit mir sprichst, kann ich Dich auch nicht verstehen.Wer nicht mehr miteinander spricht, wird nicht verstanden und kann nicht verstehen. Er kann dem Partner auch die sich dabei zwangsläufig immer wieder ergebende Erfüllung des Bedürfnisses nach Anerkennung nicht mehr schenken, aber selber auch nicht mehr erhalten. Insgesamt geht dadurch beiden Partnern ein Teil jener Sicherheit (hier ist das nächste Grundbedürfnis angesprochen) verloren, die nicht selten nur durch die Rückkoppelung mit einem Partner überhaupt erst ermöglicht wird. Mangelnde Sicherheit verursacht aber häufig auch Verletzung der Selbstbestimmung, schafft Unebenbürtigkeiten. Die Folge ist fordernder Egoismus, der mit tödlicher Sicherheit zur Zerstörung jeder Partnerschaft führt.

Insgesamt wird in glücklich verlaufenden Partnerschaften eine besondere Einstellung deutlich, nämlich eine durch und durch vorrangig gebende, nämlich in der Bedürfniserfüllung. Sie gilt es in einer Partnerschaft auf beiden Seiten stetig zu pflegen, eventuell neu zu wecken, sie sich vorsätzlich ins Bewusstsein, in das bewusste Denken, Handeln und Fühlen zu holen. Für welche Partnerschaft lohnt es denn ansonsten überhaupt, sich Gedanken über das Wohlergehen zu machen, wenn nicht der eigenen? Ein erster Schritt könnte sein, sich jeden Tag wenigstens ein einziges Mal zu fragen:

Wie oder womit kann ich meinem Partner eine besondere Freude bereiten? Oder:

Welches ist das meinem Partner am stärksten verletzte und damit am stärksten in ihm wirkende wirkende Bedürfnis und wie kann ich es ihm besonders schön befriedigen?

Es gibt sicher eine Vielzahl weiterer möglicher Hinweise. Das Grundlegende ist jedoch gesagt. Es soll anregen, sich selber Gedanken zu machen, statt unerbeten kluge Ratschläge zu bekommen, also bevormundet zu werden. Versuchen Sie es doch einfach einmal - jetzt sofort - (oder ansonsten nie)!

7. Liebeskummer und Beziehungskrisen

Wer die Liebe als Gefühl der Anzeige der Möglichkeit gegenseitig hochgradiger Bedürfniserfüllung verstanden hat, kann auch den Liebeskummer und die Krise in einer Partnerschaft wirklich verstehen und danach erheblich leichter damit konstruktiv umgehen. In der Praxis nehmen die meisten Menschen diesen Zusammenhang irgendwann intuitiv, also wenig bewusst war. Doch ehe es so weit ist, leiden sie meistens erst einmal wie ein getretener Hund.

Liebeskummer ist ein Phänomen, das wohl nahezu jeden Menschen wenigstens einmal trifft. Er tritt meistens ein, wenn ein Partner verlassen wird. Die daraufhin einsetzende Trauer ist ein sehr starkes und vom Betroffenen oft kaum zu ertragendes Gefühl. Psychologen deuten es treffend in den Begriff Verlustangst um, was auf einen eingetretenen, aber auch auf einen zu erwartenden Verlust hinweist. Erinnern wir uns an die Definition der Liebe, so kommen wir sofort auf den Kern: Liebeskummer beweint eine verwehrte Erfüllung unserer Bedürfnisse durch den geliebten Menschen. Die Bedürfnisse erwarten wir erfüllt zu bekommen, also erst in der Zukunft! - Besonders deutlich wird diese Beobachtung bei einem Liebeskummer, der dadurch entstand, dass der Partner von vornherein Desinteresse zeigte, eine Liebesbeziehung gar nicht erst entstehen ließ. Auch wenn uns der Partner verlässt, trauern wir "nur" um die uns zukünftig nicht erfüllten Bedürfnisse. Selbst bei Liebeskummer aufgrund der Untreue des Partners gilt diese Aussage. Sie wird in diesem Fall durch die dabei erfahrene Kränkung lediglich noch einmal verstärkt.

Exakt analysierend erkennen wir: Wir trauern gar nicht um den Partner, sondern um die nun wohl nicht mehr zu erwartenden Bedürfniserfüllungen durch ihn. Wir trauern unbewußt evtl. aber auch darum, nun nicht mehr die Bestimmung unseres Lebens erfüllen zu können, wofür wir unbedingt mindestens einen Partner brauchen. Diese beiden Sätze führen zu einer verblüffenden Einsicht: Der verlorene Partner ist ersetzbar, nicht aber die Erfüllung unserer Bedürfnisse. Diese sicher ungewohnte Folgerung stimmt mit der Wirklichkeit überein, wie unter anderem all die vielen Menschen bestätigen können, die nach einem grossen Liebeskummer später in einer weiteren Liebesbeziehung ihr Glück neu fanden.

Wer als Freund einen vom Liebeskummer betroffenen Menschen trösten will, wird meistens irgendwann einmal eine Redewendung gebrauchen, welche sinngemäß dazu rät, den Partner doch einfach loszulassen, ihn auch innerlich gehen zu lassen. Häufig kommt als Reaktion darauf ein Ausspruch, der ungefähr lautet: "Aber ich liebe ihn/sie doch so sehr!" Damit scheinen alle weiteren Argumente erschlagen, die Gedanken drehen sich unendlich im Kreis. Doch gerade hier ist der wesentliche Ansatz zu finden: Liebe ist ein Gefühl. Auch dafür gilt: Gefühle sind immer eine Wirkung, niemals Ursache! - Wir wissen es von Kindesbeinen an, haben aber nie im Zusammenhang mit unseren Gefühlen darüber nachgedacht: Zuerst kommt die Verletzung, dann der Schmerz. Zuerst gibt es eine vorhandene oder vermutete/erdachte zukünftige Situation, erst danach entsteht ein Gefühl in uns. - Wir wissen nun, dass unsere eigene erhoffte Bedürfniserfüllung die Ursache für die Liebe ist. Also können wir gar nicht mehr mit dem Scheinargument "Aber ich liebe ihn/sie doch so sehr!" antworten, es ist genau genommen eine Befindlichkeitsfeststellung, sondern müssen über die Ursachen unserer so besonders starken Gefühle nachdenken. Diese sind vom Partner zuerst einmal völlig unabhängig, werden aber von uns selber mit ihm - im Liebeskummer nur mit ihm - verknüpft.

Wie bereits gesagt: Gefühle sind die Sprache des Unterbewußtseins an das Bewußtsein. - Was will uns das Unterbewußtsein mit diesen so besonders starken Gefühlen, gewissermaßen mit seinem Schreien, eigentlich mitteilen? - Es geht dabei immer die Erfüllung von Grundbedürfnissen, im Einzelfall immer vorrangig um nur ein bestimmtes. Welches?

Im Liebeskummer spüren wir auch Verzweiflung. Welchen Zweifel hegen (und pflegen) wir denn in unserem Kummer? Zu zweifeln heisst doch, dass wir eine Vorstellung, einen Wunsch haben müssen, von dem wir nun annehmen, dass er nicht mehr zu verwirklichen sei. Viele Wege führen nach Rom. Wenn wir am richtigen Weg zweifeln, müssen wir uns halt einen neuen und nun richtigen Weg suchen. Wer verzweifelt, hat zumindest vorläufig aufgegeben, überhaupt sein Gehirn einzuschalten, um nach dem besseren Weg zu suchen oder kann sich nicht dazu aufraffen, den eigenen Blick vom aussichtslosen Weg zu wenden. Doch nun wissen wir: Es geht gar nicht um einen bestimmten Menschen, es geht um unsere eigenen Bedürfnisse und die können wir uns selber auf vielen Feldern erfüllen und es gibt noch vielfältigere Möglichkeiten der Erfüllung durch andere Menschen. Wer aber überhaupt wissen will, welche seiner Bedürfnisse im Liebeskummer wie besonders angesprochen werden, der erinnere sich einmal an die schönsten und an die schlimmsten Erlebnisse in dieser Beziehung, schreibe sie auf und ordne sie einmal entsprechend der damals erlebten Gefühlsstärke. Wer nun nach der Tabelle der wichtigsten Grundbedürfnisse jedem Einzelerleben eines der aufgeführten Grundbedürfnisse zuschreibt, gewinnt in einer bislang nicht für möglich gehaltenen Schnelligkeit einen interessanten Überblick. Dabei spielt es keine Rolle, ob hier schlimme oder schöne Begebenheiten erfasst wurden. Solch eine Wertung stellt nur die beiden Seiten derselben Münze dar. Immer geht es um das jeweilige Grundbedürfnis. Und zwar das eigene!

Wir sprechen im Liebeskummer bezeichnend auch von einer Enttäuschung (Ent-Täuschung). - Meistens haben wir uns mit unerreichbaren Idealvorstellungen über den Grad und den Umfang der vom Partner zu erfüllenden Befriedigungen unserer Bedürfnisse selber getäuscht, weil kein Mensch in der Lage ist, dem anderen alle Bedürfnisse in jeder Lebenssituation zu erfüllen, auch wenn wir dieses mehr oder weniger erwarten, wie eingangs beschrieben. Das wäre auch schlichtweg eine Überforderung (Über-Forderung)! Tritt die Erfüllung nicht ein, sind wir von dieser Liebe enttäuscht. Doch statt nun dem Partner Schuld zuzuweisen, sollten wir für diese Erkenntnis dankbar sein und uns neu besinnen, also der Beziehung einen neuen Sinn im Bewusstsein aktiv handelnder gegenseitiger Bedürfniserfüllung geben! - Dazu gehört sachlich und klar vor Augen geführt, dass das Gefühl der Liebe ein gebendes ist, aber gleichzeitig auch eine Hoffnung auf Bedürfniserfüllung durch den Partner ausdrückt. Dass diese Hoffnung berechtigt ist, haben wir im Zustand der Verliebtheit uns gegenseitig bewiesen! Weil besonders Lebenspartner sich normal so gut kennen und miteinder vertraut sind, wie sonst in keiner anderen Partnerschaft, besteht gerade in deren Beziehungskrise eine besonders große Chance, sich gegenseitig die Bedürfnisse zukünftig optimal erfüllen zu können: Beide - nicht nur einer - brauchen im Prinzip eigentlich nur drei Schritte zu gehen:

1. Ich werde mir bewußt, welches die Hauptbedürfnisse bei mir und welche sie bei meinem Partner sind. Dazu tausche ich mich mit meinem Partner ausführlich, vertrauens- und liebevoll aus.

2. Ich werde mir bewusst, wie ich zuletzt meinen Partner zerstörerisch als Feind gesehen und insbesondere wie ich ihn auch so behandelt habe. Ich ändere meine zerstörerische Einstellung in eine uns beide beglückend fördernde und erfüllende.

3. Ich werde ab sofort meinen Partner jeden Tag durch die vorsätzlich geplante Erfüllung von Bedürfnissen beglücken.

Der dritte Schritt mag Ihnen beim Lesen vielleicht merkwürdig vorkommen. Aber trifft er nicht letztlich genau das Handeln, das Sie und auch Ihr Partner im Stadium der ersten Verliebtheit unbewußt selber und zu so großem gegenseitigen Glück anwandten? Wollten Sie denn damals unbewusst etwas anderes, als Ihrem Partner unendliche Freude schenken? Warum hindern Sie sich selber daran, dasselbe heute wieder bewusst zu tun? Sie können damit nur gewinnen, unter anderem auch dadurch, dass Sie sich viel Kummer und Leid aus einer Trennung ersparen, die Zeit der dann folgenden Einsamkeit überspringen und enorm an Zeit und Energie und evtl. weitere Enttäuschungen beim Kennenzulernen von einem oder gar mehreren Partnern sich ersparen.

Ihren Partner kennen Sie am besten und umgekehrt. Sie haben deshalb die allerbesten Voraussetzungen, sich optimal gegenseitig durch gezielte Bedürfniserfüllung fast unendliche Freude zu schenken. Sie haben bislang lediglich Fehler gemacht, die Sie beide nun ganz bewusst verringern und in ursprünglich bereits vorhandenes Glück umwandeln können. Das Wie kennen Sie bereits aus der Verliebtheit und aus vielfältigen gemeinsamen wunderschönen Momenten. 

Es lohnt sich für Sie beide ganz sicher, diese letzten Sätze vielfach zu durchdenken und ihre Aussage in konkrete Handlungen umzusetzen! Dieses gilt auch für Beziehungen, welche nicht schon kurz vor dem endgültigen Zerwürfnis stehen. - Denken Sie einmal nach, meditieren Sie über die sich hier abzeichnenden ungeahnten Möglichkeiten für Sie! Bedenken Sie auch die enorme Verschwendung von Lebensenergie, die eine Trennung vom Partner bedeutet.

Auch der im Falle des unerfüllten Beginns einer Liebesziehung betroffene Mensch sollte die Tatsache der eigenen Vermutung der zukünftigen Bedürfniserfüllungen, die durch kaum etwas bewiesen ist, nur erwünscht, erhofft oder erträumt war, klar und deutlich sehen. Im Sinne der Ebenbürtigkeit ist aber auch einmal zu bedenken, wieviel er selber in etwa gleichwertig dazu beitragen kann, einem Partner dessen Bedürfnisse zu erfüllen. So hat er begonnen, sich die Bedürfnisse beider Seiten einmal konkret bewußt zu machen. Auf diesem Wege gewinnt er Abstand, erkennt die Ursachen der eigenen Gefühlsaufwallungen und kann plötzlich besser damit umgehen. Sind letztgenannte durch das eigene Erkennen und die Zeit abgeklungen, kann das Leben nun wieder aktiv handelnd fest in beide Hände genommen werden:

Denkt man in diesem Sinne weiter, wäre die Überlegung angebracht, den idealen Partner gezielt zu suchen und auch zu finden, statt auf einen unwägbaren Zufall zu hoffen. Denn mit einer klaren Vorstellung  - letztlich sind darin Ziele formuliert - von all jenen Eigenschaften zu meiner Bedürfniserfüllun, die der zukünftige Partner a) unabdingbar haben muß, b) welche er zum grössten Teil haben sollte, c) welche er ganz nett schmückend auch noch mitbringen könnte und d) welche er auf keinen Fall aufweisen darf, welche Interessen solche Menschen wohl an welchem auch mir zugänglichen Ort vorrangig pflegen dürften, aber auch das Wissen um die Eigenschaften, die ich selber zur Bedürfniserfüllung des zukünftigen Partners einbringen kann sowie die gewisse Sicherheit, dass wir in unseren Eigenschaften Ebenbürtigkeit erreichen können, ist aus den Milliarden Möglichkeiten für eine Partnerschaft eine größere Wahrscheinlichkeit geschaffen, den richtigen Partner am richtigen Ort zu finden. Danach ist es nur noch eine Frage der Zeit und der Geduld bis zur Erfüllung. - Man kann zwar nicht die Liebe zu einem bestimmten Menschen planen, aber man kann durchaus planen, am bestgeeigneten Ort nach dem richtigen Partner zu suchen, um ihn mit deshalb gesteigerter Wahrscheinlichkeit überhaupt zu finden!

Ein tatsächlicher Verlust der Erfüllung von Bedürfnissen tritt ein, wenn die Liebesbeziehung bereits glücklich bestanden hatte und nun endgültig gescheitert ist. Hier gilt im Prinzip das vorher Gesagte ebenfalls. Besonders gründlich ist auch hier zu analysieren (und zwar schriftlich, so wird die Klarheit des Denkens gefördert und enorm viel Zeit gespart, also auch Liebeskummer), welche Fehler im eigenen Verhalten festzustellen sind, gegen welche Bedürfnisse man auf welche Art wohl selber verstossen oder wie schwer man sie gar verletzt hat. Danach - aber wirklich erst nach der gründlichen Analyse aller aufgeführten Punkte - gewinnt die alte Volksweisheit für einen vom Liebeskummer befallenen Menschen wieder eine nicht nur als lästig empfundene und ihm Nichtverstandensein signalisierende Bedeutung: Auch andere Mütter haben schöne Töchter bzw. Söhne! - Liebeskummer erleben die meisten Menschen wenigstens einmal im Leben und finden in der Regel danach einen anderen Partner mit dem sie dennoch glücklich werden. Das Loslassenkönnen erfordert jedoch erst einmal harte Arbeit am Selbst, wenn es nicht langwierig schmerzen soll. Das Wie wurde geschildert. Lebe, statt gelebt zu werden!

(Copyrights 1999-2003 by Klaus Michael. All rights reserved)

Autor: Klaus Michael

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Lebe, statt gelebt zu werden!

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